Textfeld: Dietmar R. Ehlert
in der  ISIS
Freie Praxis für Gesundheitsbildung und transpersonale Beratung
 
Textfeld: Edewechter Landstr. 18, 26131 Oldenburg
Tel. & Fax 0441 / 59 23 28

 

Textfeld: www.salute-isis.de         info@salute-isis.de

 

 

 

 

 

 

 

An jedem Freitag kostenlose schamanische Sprechstunde bei SALUTE E BELLEZZA von 15 - 19 Uhr

 

 

„Der native Europäer“ - das neue Bewusstsein in einer sich wandelnden Welt

Sind die alten Traditionen noch zeitgemäß? Brauchen wir noch schamanische Welterfahrungen? Neues Bewusstsein im alten Kostüm? Ist Schamanismus gut als Religionsersatz in heutiger Zeit? ... Viele Fragen öffnen unsere Sicht auf alte Kulturen und auf unsere eigene Verwurzelung; dabei gerät die Suche oft in Sackgassen oder zumindest bleibt eine Unzufriedenheit.

Hildegard Fuhrberg schreibt „Auf der Suche nach unseren Wurzeln“:

In der Mongolei, in Sibirien, Asien, Afrika, Amerika gibt es reiche, schamanische Traditionen. Die Nachfahren der Ureinwohner haben sich ihre Bräuche bewahrt und lebendig erhalten. Doch was ist mit uns? Sind unsere schamanischen Wurzeln derart verschütt’ gegangen, dass wir keine Wahl haben, als uns anderswo Inspirationen zu holen?

Ganzheitliches Denken und vernetztes Leben wird bei uns mittlerweile sehr hoch gehalten. Dennoch ist »Natur« für uns immer noch da »draußen« - wir gehören nicht wirklich dazu. Wir sind ja die Störenfriede.

Hier ist es Balsam, von denen, die es besser wissen, zu erfahren und Bestätigung dabei zu finden, dass auch wir selbstredend ein Teil der alles umfassenden Natur sind. Und wenn traditionelle Schamaninnen und Schamanen uns dann auch noch ermuntern, unsere eigenen Wurzeln auszugraben, dann klingt ein altes Lied an, das wieder gesungen und gehört werden will. Es wird die Sehnsucht berührt, eine Verbindung zu eigenen schamanischen Wurzeln hier bei uns zu leben.

Es bleibt die Frage, wie das möglich sein kann. Eine authentische Form von Schamanismus in der europäischen Industriegesellschaft? Geht das überhaupt? Haben nicht Christen alles zunichte gemacht, indem sie alles übernommen und umgedeutet haben? Wurden die Überreste nicht von den Nazis endgültig diskreditiert? Ist nicht alles, was es an einer ur­sprünglichen europäischen Spiritualität vielleicht einmal gab, vor langer Zeit mit den Hexen verbrannt worden?

Diese berechtigten Fragen lassen allerdings unberücksichtigt, dass fast alle traditionellen schamanischen Kulturen ebenfalls von Christianisierung und blutiger Verfolgung berichten können. Auch die Sowjetunion hat Schamanen blutig unterdrückt. Das ist also kein wesentlicher Unterschied zwischen den Kulturen hier und dort.

Ein weiterer Grund, weshalb wir wenig lebendig erhaltene schamanische Traditionen in Europa kennen, liegt in unserer Geistesgeschichte, in der Aufklärung. Diese Religion der Vernunft ging mit der Magie einer neu entdeckten Wunderwelt der Technik einher. Alles schien plötzlich möglich, man brauchte keinen Glauben, keine Spiritualität mehr. Eine solche Entwicklung gab es außerhalb Europas in traditionellen Kulturen nicht. Deshalb war es einfacher, die dortigen Traditionen trotz schwerer Hindernisse zu bewahren.

Hat die Aufklärung also unwiderruflich alte europäische Formen der Spiritualität vernichtet? Sicher nicht, denn gerade heute wird offenkundig, dass die Hoffnungen der Aufklärung wie Staub langsam verwehen. Der Allmachtswahn von Technologen ist durch das Leben längst widerlegt. Das Bedürfnis nach Spiritualität ist wieder mächtig geworden.

Die Einheit von Spiritualität und Kultur entspricht dem Bedürfnis vieler Menschen, gerade wenn sie andere Kulturen selbst kennen gelernt haben. Eine Einheit dieser beiden Aspekte des Lebens hilft auch, Spiritualität lebensnah und hilfreich zu erhalten. Wer selbst aus einer bestimmten Kultur stammt, kann mitreden. Wer fremd ist, ist dazu verdammt, Gesten zu imitieren, die vielleicht unverständlich sind. Und das ist das Letzte, was uns traditionelle Schamanen empfehlen - viele verbitten sich eine bloße Nachahmung geradezu.

Aber es geht nicht nur um unsere Kultur, es geht auch um die heutigen Zeiten, in denen wir leben. Ein verstaubtes museales Brauchtum ist nicht mehr lebensfähig. Es passt nicht mehr ins Europa des 21. Jahrhunderts.

Wir sind an der Grenze dessen angekommen, was uns traditionelle Schamanen aus Peru, der Mongolei oder Neuseeland zeigen können. Wie eine zeitgenössische, europäische schamanische Tradition aussehen könnte, wissen sie genau so wenig wie wir. Das sind Fragen, die wir uns selbst stellen müssen. Hier sind wir kompetent. Diese Arbeit wird uns überlassen bleiben. Wer immer sich nach einer naturverbundenen, freien Spiritualität sehnt, die mit den eigenen Wurzeln verbunden ist, wird mit anpacken müssen.

Wir haben ein reiches spirituelles Erbe in Europa, obwohl wenig davon in den Zeitungen zu lesen ist. Das geht von Erntedankfesten über das Besprechen bis hin zu unseren Märchen und noch weit darüber hinaus. Diese Überlieferungen neu zu beleben, damit sie in unseren heutigen Alltag passen, ist eine wundervolle Herausforderung. Dies vollzieht sich bereits im Stillen in vielen Gegenden Europas, von Sardinien bis hinauf zu den Sami (früher »Lappen«) in Skandinavien.

Wir können uns dem anschließen. Wir können unsere Inspirationen wahr werden lassen. Das ist zugegeben mühseliger, als nur zu Seminaren mit Schamanen zu gehen und zu träumen. Aber es ist eine reiche und lebbare Art, ein »nativer« Europäer zu sein. Davon können auch die berichten, die eine neuheidnische Hochzeit oder Beerdigung schon miterlebt haben, und das sind einige. Auch wer eine einheimische Art der schamanischen Pflanzenheilkunde oder des Besprechens erfahren hat, weiß, wovon ich hier rede.

Es ist Zeit zu ernten und Neues zu jagen, hier bei uns. Die Wurzeln unserer naturbezogenen, spirituellen Traditionen in Europa wieder auszugraben und zu bewässern, dieses Anliegen wird fühlbar stärker.       ( Hildegard Fuhrberg, Vorsitzende des „Schamanischen Netzwerk Europa e.V.“ in Connection Sonderheft „Schamanismus & Ökologie“ - auszugsweise)

Nana Nauwald stellt sich nach einer Reise zu den peruanischen Schamaninnen auf ihrer Internetseite eine ähnliche Frage: Was fangen wir an mit unserer Sehnsucht nach willentlicher Veränderung von Bewusstseinszuständen und Wirklichkeiten, der Sehnsucht nach Erfahrung unserer Einzigartigkeit in der Verbundenheit mit allen anderen einzigartigen Erscheinungen des Lebens, der Sehnsucht nach der Erfahrung der Wirklichkeit dessen, das alles, was ist, einen Geist hat? Wie kann dieser Sehnsucht auch in unserer Gesellschaft ein "zu Hause" gegeben werden, ohne dass wir "Indianer" spielen, Rituale anderer Kulturen kopieren?

Meine persönliche Anmerkung: Bäume die man schlägt, von ihren Wurzeln trennt, sind nicht lebensfähig. Auch die Wurzeln verkümmern / sterben irgendwann. Der neue Baum wächst aus einem Samen / einem neuen Keim. Der ist sich allem alten bewusst, jedoch etwas ganz neues / etwas ganz eigenständiges mit neuen Wurzeln in altem Humus.

In diesem Sinne geht es m. E. darum, eine ganz neue Spiritualität - eine native europäische Spiritualität zu entwickeln. Dabei sind wir uns unserer Traditionen und der Traditionen der Völker dieser Erde bewusst; wir kennen sie, sind aber nicht daran gebunden. Wir kopieren nicht, wir kreieren.

Wir sind verbunden mit unseren alten und neuen Schamanenkolleginnen in weiser Freundschaft, teilen unser Wissen und unsere Erfahrungen, machen uns jedoch nicht abhängig von ihnen, ihren Erfahrungen und Bräuchen. Wir entwickeln das, was uns heute angemessen ist. Ein sicherlich schwieriger Pfad, der nur mit dem Wissen um unser aufgeklärtes Hinterfragen und unsere Neugier auf essentielle Erfahrungen zum Ziel führen wird.

Dieser neue Weg wird nur gangbar sein, wenn wir unsere alten, traditionellen Feste und Bräuche von allen fremden Einflüssen und Besetzungen befreien. Was immer das mittelfristige Ziel sein wird, es geht doch um unsere Sozialität / unsere Gesellschaft und um die ökologische Weiterentwicklung. Dabei spielt das alte schamanische GAIA - Bewusstsein eine zentrale neue Rolle. Schamanische Methoden zur Sinnfindung und zur Bewusstseinserweiterung sind heute so notwendig, damit wir uns in einer sich ständig wandelnden Umgebung geistig - spirituell verorten können. Beziehungen zu Mitreisenden, zu Mitsuchenden, zu anderen nativen Europäern werden immer wichtiger - schaffen wir uns also Suchbewegungen, GAIA-Gruppen, Trommelinitiationen und Reisegruppen in die Anderswelt ...

Alles will aber geprüft und für gut befunden werden; was uns nicht gut tut, was uns vielleicht schadet, was nicht erfahrbar und authentisch ist, kommt auf den spirituellen Müllplatz. Wir brauchen neue Erfahrungen, die unser Bewusstsein weit machen, die aber auch Antworten auf bedrohliche Szenarien von uns selbst und unseren Mitmenschen geben und uns Auswege aufzeigen. Wenn wir mehr für möglich halten und dann ins Handeln kommen, wird unser Bewusstsein freier.

Wie werden wir „native Europäer“?  Wie schaffen wir gemeinsame Kraftfelder einer neuen Spiritualität hier und jetzt? Ist der Begriff der "Spiritualität" dafür noch passend? Brauchen wir nicht vielmehr geistige Basis-Camps, von denen wir in neue geistige Welten / Erfahrungen aufbrechen, um unsere hiesige Kultur im Sinne einer Bewusstseinserweiterung zu befruchten? Lasst uns gemeinsam unsere Antworten / Möglichkeiten / Handlungsfelder finden! Das braucht Mut und Lust!

Dietmar R. Ehlert